„Zu einem professionellen Boudoir Shooting gehört auch ein professionelles Styling.“
Ist das wirklich so?

Diese Frage beantworte ich ganz klar mit: NEIN. Und ich verrate dir auch gleich den Grund, warum ich das so sehe.

Vorab will ich dich aber kurz in meine eigene Geschichte mitnehmen. Ich dachte nämlich lange, dass ich nur dann als professionelle Boudoir-Fotografin gesehen werde, wenn ich mit einer Visagistin/Stylistin zusammenarbeite. Und an dieser Stelle möchte ich erstmal ein großes Danke an alle Visagistinnen und Stylistinnen aussprechen: Ihr seid wirklich toll und macht euren Job großartig!

Aber… ja, jetzt kommt das bekannte aber…

… meine Vision als Boudoir-Fotografin ist eine andere und passt weder mit einem professionellem Make-up, noch mit einer gestylten Frisur zusammen. Nachdem ich mit den ersten Visas zusammen gearbeitet hatte, stellte ich recht schnell fest, dass so ein professionelles Styling zwar grundsätzlich toll aussieht, aber nicht zu dem passt, weswegen ich Boudoir-Fotografin geworden bin. Meine Intention mit der Boudoir Fotografie ist nämlich:

Dir zeigen, dass du keine Veränderung brauchst,
um dich selbst zu lieben.

Du bist wunderschön!

Jetzt. Hier. Und genau so, wie du gerade bist.

Ich sehe es so:

Alles an dir ist bereits einzigartig und liebenswert. Ohne, dass du etwas verändern musst. Was natürlich nicht heißen soll, dass du ungeschminkt zum Shooting kommen musst. Nein, musst du nicht – aber du darfst. Du darfst dir erlauben, DICH wahrhaftig zu sehen. Du darfst dich mit all dem zeigen, was zu dir gehört. Ganz natürlich und authentisch.

Weißt du, ein Styling kann sehr vorteilhaft sein. Es kann bestimmte Partien in Szene setzen und auch andere in den Hintergrund rücken. Und ich finde es wirklich bemerkenswert, dass Menschen dieses Handwerk beherrschen. Ich persönlich sehe in so einem Styling jedoch auch einen anderen Aspekt, den ich hier gern mit dir teilen will.

Und zwar möchte ich dir dazu gern mal die Fragen stellen:

„WAs willst du verstecken? Wovor hast du angst es zu zeigen?“

Ich erinnere mich da gerade an mich selbst. Es gab mal eine Situation, in der ich morgens nur ein Auge geschminkt hatte – ja, frag mich nicht warum. Vielleicht war die Nacht etwas kurz… Und erst auf der Arbeit habe ich das ‚Malheur‘ realisiert. Aber statt einfach das geschminkte Auge abzuschminken und eben den Tag über ungeschminkt zu sein, bin ich losgezogen und habe Make-Up gekauft, um das andere Auge nach zu schminken.

Zu dem Zeitpunkt machte ich meinen eigenen Wert von Äußerlichkeiten abhängig und dachte sogar, ich bin nur geschminkt hübsch und begehrenswert. Kommentare wie ‚Geht’s dir nicht gut? Du siehst irgendwie krank aus.‘ wenn ich mal ungeschminkt unterwegs war, haben diese Gedanken leider verstärkt.

Heute weiß ich, dass ich mit dem Make-up meine eigene Unsicherheit übermalen und meine Angst vor Ablehnung verstecken wollte. Die Angst davor, dass jemand nichts mit mir zu tun haben will, weil ich unattraktiv bin.

Wenn ich das heute lese, denke ich mir ‚Wie traurig.‘ Und ganz ehrlich, als ich angefangen habe dieses Blogbeitrag zu schreiben, wusste ich nicht, dass es hier ein kleiner Seelenstriptease wird. Doch ich finds so wichtig, auch mal die ‚andere‘ Seite zu zeigen. Und während ich hier diese Zeilen nochmal lese, fühle ich mich zugleich traurig und glücklich. Traurig, weil es mir so deutlich zeigt, wie wenig Vertrauen ich damals in mich selbst hatte. Und glücklich, weil es heute anders ist und ich weiß, dass ich immer gleich wertvoll bin. Egal, ob geschminkt oder nicht.

Und um jetzt zurück zum Styling für (d)ein Boudoir Shooting zu kommen… ich frage dich hiermit ganz aufrichtig: Ist ein Styling wirklich dein innigster Wunsch und bringt dich deinem Ziel, das du mit deinem Boudoir Shooting verfolgst, wirklich näher?

Oder glaubst du nur, dass du es brauchst, weil ‚man‘ das halt so macht? Und in Wahrheit entfernt dich ein Styling eher von dir selbst, anstatt dich mehr mit dir zu verbinden? Weil es vielleicht diese Gedanken in dir verstärkt, dass du ungeschminkt nicht gut genug bist.

Ja, wir alle kennen diese Stellen an uns, die uns noch (!) nicht so gut gefallen. Die wir gern ändern wollen und mit denen wir unzufrieden sind. Und dennoch dürfen sie zu uns gehören und verändern rein gar nichts an unserem Wert.

Lass uns mal ein kleines Gedankenexperiment machen. Stell dir mal einen 100€-Schein vor.

Es ist egal, ob der Schein in einem Portemonnaie steckt oder auf einem Tisch liegt – es bleibt ein 100€-Schein.
Es ist egal, ob der Schein zerknittert oder ohne jegliche Falten ist – es bleibt ein 100€-Schein.
Es ist egal, ob der Schein einen Strich hat oder ob er unbemalt ist – es bleibt ein 100€-Schein.
Es ist egal, ob der Schein aufgerollt oder in der Mitte gefaltet ist – es bleibt ein 100€-Schein.

Ich denke es wird klar, dass ein 100€-Schein immer einen Wert von 100€ hat. Und was ich dir damit sagen möchte: Wenn DU dieser 100€-Schein wärst – dein Wert bleibt gleich, ganz egal wo du dich befindest, was du anziehst oder wie du aussiehst. Du brauchst keine Veränderung, um ein 100€-Schein zu sein, denn der bist du einfach von Beginn an.

*Gedankenexperiment-Ende

Weißt du, eine Frau sagte mal zu mir:

„Katrin, ich hatte bereits ein Shooting bei einer anderen Fotografin. Ich wurde dort professionell geschminkt, meine Haare wurden schön zurecht gemacht und sie hat auch tolle Bilder von mir fotografiert. Aber wenn ich mir die Bilder heute anschaue, sehe ich MICH darauf leider NICHT.

Ich sehe darauf eine Frau, die schön zurecht gemacht ist. Aber das bin NICHT ICH. Und auch wenn die Bilder grundsätzlich schön sind – irgendwie ärgere ich mich, dass ich dafür so viel Geld ausgegeben habe.“

OMG, ist das nicht traurig? Diese Worte brechen mir ein bisschen mein Herz. Denn in meinen Augen soll ein Boudoir Shooting genau das Gegenteil bewirken. Es soll dich näher zu dir bringen und glücklich machen, statt Traurigkeit in dir auszulösen.

Es soll dir einen liebevollen Blick auf dich selbst schenken, mit allem was zu dir gehört. Es soll dir zeigen, dass du so, wie du dich morgens im Spiegel anschaust, schön und wertvoll bist – ohne aufwendiges Styling, das du zu Hause selbst eh nie wieder so hinbekommst. Und es soll dir ermöglichen, die Stellen, die du aktuell noch (!) nicht so gern magst, liebevoll anzunehmen. Zu sehen, dass sie vielleicht gar nicht so ’schlimm‘ sind, wie dein Kopf dir manchmal weismachen will.

Und gleichzeitig motivieren mich solche Worte noch mehr, mit meiner Mission los zu gehen: Frauen ungeschminkt (oder nur mit etwas Mascara geschminkt) zu fotografieren und zu zeigen, dass sie von innen heraus einfach WUNDERSCHÖN sind.